Brühler Monatschronik: März

Bernhard Münch berichtet aus dem Archiv von Jakob Sonntag (1902-1991)

Vor 325 Jahren
Jagdschutzverordnung
Am 26. März des Jahres 1698 ließ Kurfürst Johann Clemens (Bild oben) seine gerade erlassene Jagdschutzverordnung in seinem Hoheitsgebiet, also den Land- und Kurkölner Bezirken öffentlich bekanntmachen. Dies geschah durch Ausrufen und wurde auch von den Kanzeln verkündet – sehr zum Unmut eines Großteils seiner Untertanen.

Seine Verordnung sollte dazu dienen, die ausufernde Zügellosigkeit der Bevölkerung, die sich in der jüngeren Vergangenheit eingestellt hatte, wieder einzudämmen. Denn, wohl im Zuge der kriegerischen Auseinandersetzungen nicht verwunderlich, hatten seine Untertanen sich sehr freizügig an des Herren Wild bedient, und dieses zum Eigenverbrauch zur Strecke gebracht.
Somit wies der Regent dringlichst darauf hin, dass kein Unberechtigter – hiermit war so ziemlich jeder Untertan gemeint – Wildbret aller Art schießen oder fangen und Fische oder Krebse in stehenden oder fließenden Gewässern fischen dürfe. Einzig den „Adelichten Landsassen“ wurde gnädigst gestattet, gemäß ihrer verbrieften Privilegien – jedoch nur außerhalb der verordneten Schonzeit zwischen Ostern und dem Ernteende – dem Vergnügen der Jagd und Fischerei nachzugehen.

Um seiner Verordnung den nötigen Erfolg zu ermöglichen, versprach der Kurfürst demjenigen, der einen Verstoß zur Anzeige brächte die Hälfte der einzutreibenden Strafe als Belohnung. Über den Erfolg dieser Maßnahme ist leider nichts Näheres verzeichnet. Allerdings erscheint noch ein weiterer Punkt der angeordneten Maßnahmen erwähnenswert: um der Plage der freilaufenden Hunde, die sich ebenfalls unerlaubt an den Tieren des Kurfürsten gütlich taten, Herr zu werden, ordnete Johann Clemens an, dass diesen ein Knüppel von einer Elle Länge „überzwerch“ angehangen werden musste. Von Seiten der Tierschützer unserer Tage würde es wohl Proteste gehagelt haben. Seinerzeit wurde diese Anordnung allerdings nicht hinterfragt.

Vor 185 Jahren
Carl Schurz wird Brühler Schüler


In den USA hat Carl Schurz (Bild unten) es nach seiner Emigration zu hohem Ansehen und bis in das Amt des Innenministers gebracht, hier in unserer Heimatstadt Brühl wurde er im März 1838 als Schüler auf der Seminarübungsschule aufgenommen. Geboren worden war er an 2. März 1829 in Liblar. Als Seminarist wohnte er bei einer Brühler Metzgerwitwe und erhielt zusätzlich Lateinunterricht bei Kaplan Hermann Josef Schmittmann. Nachdem sich Schurz, dessen Andenken in Brühl durch eine Straßenbenennung im Zentrum wachgehalten wird, an der revolutionären Erhebung der Jahre 1847/48 beteiligt hatte, gelang ihm kurz vor dem Ende der badischen Revolution von Mai bis Juli 1849 noch zu entkommen: es gelang ihm, zwei Tage vor der endgültigen Niederschlagung aus der Festung Rastatt ins Exil flüchten. Zunächst hielt er sich in Frankreich, der Schweiz und in Großbritannien auf, wohl auch kurz inkognito in Preußen. 1852 wanderte Schurz dann mit seiner kurz zuvor angetrauten Ehefrau Margarethe in die USA aus.

Der zunächst als Publizist und Rechtsanwalt tätige Schurz machte schließlich eine politische, militärische und diplomatische Karriere. 1856 schloss er sich als Gegner der Sklaverei der neuen Republikanischen Partei an. Von US-Präsident Abraham Lincoln wurde er 1861 für etwa ein Jahr als Botschafter nach Spanien entsandt. Zurückgekehrt diente er im Sezessionskrieg ab 1862 in der Armee der Nordstaaten, zunächst als Brigadegeneral, zuletzt im Rang eines Generalmajors. Nach dem Sieg des Nordens über die konföderierten Südstaaten und deren Wiederanschluss an die Union wandte er ganz der Politik zu. Er war der erste gebürtige Deutsche, der Mitglied des Senates der Vereinigten Staaten wurde. Am 14. Mai 1906 starb Schurz hochverehrt und tiefbetrauert. In seinen Lebenserinnerungen, deren erster und wichtigster Band noch zu seinen Lebzeiten erschienen ist, hat er über seine Kindheitseindrücke und Jugenderinnerungen auch hier in Brühl berichtet.

Vor 160 Jahren
Pfarrei neu errichtet
Am 2. März des Jahres 1863 wurde die Pfarrei St. Severin in Schwadorf aus der Taufe gehoben. Im Rahmen eines Festhochamtes verlas Dechant Hommelsheim die erzbischöfliche Urkunde über die Neuerrichtung der Pfarrei sowie die Bestellung des „hochwürdigen Herrn Hubert Josef Franz Frank“ zum ersten Pfarrer dieser Gemeinde. Durch diese Neueinsetzung der Pfarrei, die im Jahre 1807 aufgelöst worden war, wurde sie erstmals dem Dekanat Brühl zugewiesen – zuvor gehörte sie dem Aargauer Dekanat in Bonn an.

Vor 150 Jahren
Orkan über Brühl
Starkregen und heftige Stürme prägen nicht erst in unseren Tagen das Wetter in und um Brühl, wie ein Blick in die Chronik verrät: ein orkanartiger Sturm versetzte die Bewohner unserer Heimatstadt am 12. März 1873 in Angst und Schrecken: nach Berichten des Chronisten lagen insbesondere im Schlosspark die Baumstämme „zu hunderten auf dem Boden“ haben. Tagelang traute sich die Bevölkerung nicht, den Park zu betreten – zu groß war die Angst, die Naturgewalten würden sich erneut erheben.

Vor 105 Jahren
Illustre Brühler Abiturienten
Gleich mehrere herauszuhebende Schüler legten am 13. März 1918 im Brühler Gymnasium ihre Reifeprüfung ab: zum einen (und auf Grund des Alters des Prüflings zweifellos bemerkenswert) der seit 1913 in Brühl wohnhafte christliche Sozialwissenschaftler Theodor Brauers, damals 38 Jahre alt, und zum anderen der dem polnischen Hochadel angehörige Prinz Anton Radziwill, dessen Familie für das neu zu schaffende Königreich Polen als Träger der Krone vorgesehen war. Neben diesen beiden gab es an diesem Tag noch zwei weitere externe Prüflinge: ein Frl. Weutscher sowie ein Herr Dolle, über beide liefert der Chronist jedoch keine weiteren Hinweise.