Brühler Monatschronik: Dezember

Bernhard Münch berichtet aus dem Archiv von Jakob Sonntag (1902-1991)

Vor 105 Jahren
Weltkriegsfolgen
Am 8. Dezember 1918 besetzten vorrückende englische Truppen Brühl. Etwa 250 Kavalleristen und 100 Fußsoldaten zogen damals in die Stadt ein. Das Alumnat wurde als Kaserne genutzt, während das katholische Pfarrhaus zur Offiziersmesse umfunktioniert wurde, in der fortan sechs englische Offiziere untergebracht waren.

Vor 550 Jahren
Kaiserliche Delegation
Am 14. Dezember 1473 empfing der Kölner Kurfürst und Erzbischof Rupprecht von der Pfalz eine Delegation des Kaisers Friedrich III. in seiner Residenz in Brühl. Es war eine recht komplizierte Begegnung, denn Rupprecht hatte zuvor mit seiner ‚Hof und Kanzleiordnung‘ für Aufsehen gesorgt. In dieser erhob er Brühl zur Haupt- und Residenzstadt seines Kurstaates. Das war zwar förderlich für Brühl, führte jedoch zu Spannungen mit Köln und löste einen massiven Konflikt mit dem Kölner Domkapitel aus. Und die kaiserliche Delegation versuchte genau diesen Streit beizulegen.

Trotz des entschiedenen Widerstands des Kurfürsten musste er bald mitansehen, wie seine Feinde Stadt um Stadt eroberten. Schlussendlich war er gezwungen, auch Brühl, seine neu ernannte Hauptstadt, zu verlassen. Einsam und in Gefangenschaft verstarb er im Jahr 1480. Zu seinem Nachfolger wurde Hermann von Hessen, ein Landgraf und bisheriger Domdechant zu Köln, berufen.

Vor 530 Jahren
Klosterkirche geweiht



Bedeutsames ereignete sich in Brühl am 8. Dezember 1493: an eben diesem Tag vollzog der Kurfürst Erzbischof Hermann von Hessen die feierliche Weihe der Klosterkirche des Franziskanerordens. Bereits einen Tag danach führte er die individuelle Segnung der verschiedenen Altäre der Kirche durch, darunter auch einen Altar zu Ehren der Heiligen Elisabeth, einer Vorfahrin des Erzbischofs.

Vor 140 Jahren
Weitsichtiger Landesherr
Im Dezember 1783 zeigte Kurfürst Max Friedrich seine bemerkenswerte Weitsicht und Großzügigkeit. Der Magistrat von Brühl hatte eine Anfrage gestellt, die darauf abzielte, dem früheren Schulmeister Thenhoven und dem Brühler Vikar die Führung von Privatschulen zu verbieten. Kurz zuvor hatte der Kurfürst die Einrichtung einer Elementarschule im Franziskanerkloster angeordnet, neben der bereits bestehenden höheren Schule. Dennoch entschied Max Friedrich, dass die Knabenschule im ehemaligen Kloster grundsätzlich bestehen bleiben solle. Gleichzeitig genehmigte er jedoch ausdrücklich Magister Thenhoven, kleinen Jungen Unterricht zu erteilen. Diese Entscheidung des Fürsten setzte frühzeitig ein Zeichen gegen eine einseitige und von Abhängigkeit geprägte Schulbildung.

Vor 115 Jahren
Kantorensuche
Am 20. Dezember 1908 lud die Pfarrgemeinde St. Margareta die Bewerber für die neu ausgeschriebene Kantorenstelle zu einem Auswahl- und Vorstellungsverfahren ein. Damals fand ein spezieller „Organisten- und Chorleiterwettstreit“ statt, bei dem es weniger um eine Auszeichnung oder Ehre vor Gott ging, dem Sieger winkte vielmehr eine gesicherte Zukunft als neuer Kantor.
Die Juroren dieses Wettstreits waren der angesehene Kirchenmusiker Pfarrer Krabbel, der königliche Seminarmusikdirektor August Wiltberger (der übrigens vor 95 Jahren, am 28. Dezember 1928, verstarb und als einer der Ersten auf dem damals neuen Friedhof an der Bonnstraße beigesetzt wurde) sowie Karl Wiltberger (jun.). Als Sieger dieses Wettbewerbs wurde damals Wilhelm Dahm von den Musikexperten ausgewählt.

Vor 110 Jahren
Leo Verheugen wird geboren



Leo Verheugen kam am 16. Dezember 1913 zur Welt. Er gründete die heutige Brühler Bank eG und investierte sein berufliches Engagement in verschiedene Brühler Genossenschaften. Mit einigen Einzelhandelskaufleuten schuf er am 25. November 1950 eine Teilzahlungsbank namens Waren? Kredit-Genossenschaft für die Landkreise Köln und Bergheim eGmbH, Brühl, die am 20. Februar 1951 den Geschäftsbetrieb aufnahm. Als alleiniges hauptamtliches Vorstandsmitglied war er dort bis 1977 tätig. Darüber hinaus gründete er am 27.11.1952 die Volksbank für die Landkreise Köln und Bergheim eGmbH und wurde auch dort in den Vorstand berufen.

Neben seinem beruflichen Engagement war Verheugen auch im gesellschaftlichen Leben in Brühl äußerst aktiv. Er war einer der Gründungsväter des THC Brühl im Jahr 1961 und übernahm die Position des 1. Vorsitzenden. In den 1960er Jahren leitete er zudem die Fraktion der FDP im Brühler Stadtrat.

Selbstverständlich erhielt er für sein umfassendes Engagement auch besondere Auszeichnungen: Im Jahr 1973 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen, gefolgt von der goldenen Ehrennadel des Deutschen Genossenschaftsverbandes im Jahr 1975. Verheugen verstarb im Mai 1986.

Vor 65 Jahren
Kinderheim in Brühl
Haus Ehrenfried ist in Brühl längst Vergangenheit, und in der Liblarer Straße erinnert nichts mehr an das weitläufige Gelände, auf dem am 7. Dezember 1958 das neue Kreiskinderheim eingeweiht wurde. Damals war es Jakob Sonntag, Leiter des Jugendamtes des Landkreises Köln seit 1926, der durch sein Engagement die Realisierung des Hauses an diesem Standort in Brühl ermöglichte.